Unbekannter Bergbau in Scharfenberg ?!?
Kommt drauf an wen man fragt.
Als wir, Antje Arlautzki und Andreas Lier, vor 5 Jahren aus Dresden kommend, ein altes Haus in
Scharfenberg kauften und einzogen, kannten wir keinen Bergbau in Scharfenberg. Mittlerweile
wissen wir darüber umso mehr.
Was ist geschehen?
Wir haben unser Blitzstudium zum Thema Bergbau nebenbei begonnen, nachdem der Bürgermeister
bei uns Anfang 2013 in der Küche saß und uns mit einer Zeichnung die Information über einen 60
Meter Schacht unter unserem gerade gekauften Haus übermittelte. Das Oberbergamt hatte ihn
gebeten diese Information an die Eigentümer zu übermitteln. Wir hatten also, ohne es zu wissen, ein
ehemaliges Bergwerksgebäude über dem Hoffnungsschacht gekauft. Für die vom Oberbergamt
geplante Sicherungsmaßnahme des Hoffnungsschachtes mussten wir unser Haus zur Verfügung
stellen und wieder ausziehen – wobei uns die Gemeinde unterstützte.
Warum musste diese Sicherungsmaßnahme durchgeführt werden?
Dazu müssen wir in die Vergangenheit zurück. 2002 als die Flut war wurde das Wasser als Gefahr
offensichtlich. Wasser war schon immer eine große Gefahr im Bergbau und ist sie auch heute noch
obwohl der Bergbau in unserer Gegend bereits vor 120 Jahren eingestellt wurde. Früher trieben die
Bergbau-Gewerkschaften Entwässerungsstollen in den Berg. Diese dienten der Abführung des Grund-
Schicht und Regenwassers aus dem Bergbaurevier. 1817 begann die Gewerkschaft der Grube Güte
Gottes den neuen König David Erbstolln, an der heutigen B 6 gegenüber dem Parkplatz des Western
Inn, in den Berg zu treiben. Dieser Entwässerungsstollen zieht sich durch das Bergbaugebiet bis nach
Naustadt und dient dem Abfluss des Wassers wie auch der Bewetterung – also Belüftung. Als der
Bergbau im Jahr 1898 eingestellt wurde weil die Ausbeuten, aufgrund des preiswerteren Silbers aus
Amerika, nicht mehr rentabel waren wurde der Hoffnungsschacht verschlossen. Ein 3 Stein starkes
Gewölbe wurde 20 Meter unter dem Fußboden eingebracht und darüber verfüllt. Der
Entwässerungsstollen blieb wie er war. Außer der WISMUT, die später in den alten Abbauen nach
Uran suchte, interessierte sich niemand für die alten Entwässerungsstollen und so verschlammten
diese und setzten sich zu. Während der Flut bemerkte man, dass das Wasser nicht nur oberirdisch
abfloss sondern auch in den alten Entwässerungsstollen. Sind diese zugesetzt staut sich das Wasser
an und in den Gebieten mit Altbergbau, wie bei uns im Ortsteil Gruben – der Bergbau ist bis ins 12.
Jahrhundert nachweisbar – kann es zu Tagesbrüchen kommen. Das heißt die alten Hohlräume füllen
sich mit Wasser und spülen diese aus. Als Folge rutscht der Boden darüber nach. Solche Tagesbrüche,
die den Altbergbau zu Tage führten, gab es am Fasanenschacht und an 8 anderen Stellen. Sie zeigten
deutlich die Gefahr, die der verstopfte Entwässerungsstollen mit sich brachte.
Wer kennt den Bergbau hier in Scharfenberg noch?
Viele Einwohner und ehemalige Schüler und Ortsansässige wissen davon. Einen großen Verdienst
daran hat der ehemalige Lehrer Werner Barth. Er eignete sich umfangreiches Wissen zur Geschichte
des Bergbaus an und ging mit interessierten Schülern auf „Spurensuche“. Sie wanderten in der
Region, sammelten Mineralien und Gesteine, bauten Modelle und schrieben Berichte. Eine
umfangreiche Mineraliensammlung entstand. Ein ehemaliger Schüler, Dr. Steffen Großmann, erwarb
diese Sammlung. Liebevoll aufgearbeitet kann sie im Gradierwerk Großenhain, im historischen
Gewölbekeller von Besuchern bestaunt werden. Ein Teil der Scharfenberger Mineralien-Sammlung
wird in der Grundschule Naustadt während des Schul- und Heimatfestes zu bewundern sein. Dank
gilt Herrn Dr. Großmann für diese Leihgabe.
Im Heimatmuseum Scharfenberg, nur 200 Meter vom Hoffnungsschacht entfernt, gibt es noch viele
Ausstellungsstücke aus dem Bergbau. Auch ein Modell unseres Hauses während der Zeit des
Silberbergbaus ist hier zu sehen. Der Historische Scharfenberger Silberbergbau e.V. beschäftigt sich
mit der Geschichte und Entwicklung des Silberbergbaus in Scharfenberg und hat wertvolle
Informationen zum Verständnis der Zusammenhänge und Abläufe im Bergbau. Holger Sickmann ist
ein Experte auf dem Gebiet der Mineralogie und ein begnadeter Erzähler der Geschichte mit
vielseitigen Informationen. Auf seinen Wanderungen in der Region macht er auf unterhaltsame
Weise den unbekannten und bekannten Bergbau auch über Tage sichtbar.
Wir wollen den Bergbau auch wieder sichtbar machen und bauen mit Unterstützung durch den
Verein und Freunden das frühere Bergwerksgebäude über dem Hoffnungsschacht nach alten Fotos
wieder auf. Damit haben wir dann am ehemaligen Schachtplatz wieder ein Berggebäude mit
historischen Mauern und früheren Aussehen. Im Inneren bekommen Sie durch eine Glasplatte im
Fußboden einen atemberaubenden Einblick in den 293 Meter tiefen Hoffnungsschacht.